Impuls zur Monatslosung

Einen eigenen Standpunkt finden

Monatsspruch für Juli:
„Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“
2. Mose 23.2

Einige Fragen zu Beginn:
Gelten die Regeln und Gebote des Alten Testamentes heute noch? Müssen wir uns danach richten? Haben wir nicht inzwischen andere Regelungen für unser Miteinander gefunden? Leben wir nicht in einer Zeit, in der der Glaube keine Vorschriften mehr benötigt?


Die Gebote oder Regelungen, die Gott seinem Volk mit auf den Weg gibt, sind viel mehr als ein Katalog mit Anordnungen. Sie zeigen Gottes Grundhaltungen für das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Darin bezieht Gott sehr klare Positionen. Hier fordert er die Menschen auf, sich gegen Unrecht zu stellen, gerade wenn viele die gleiche Meinung vertreten. Gott ist offensichtlich sehr bewusst, dass wir Menschen dazu neigen, der Meinung der Masse zu folgen.

Und plötzlich wird dieser alte Text sehr aktuell. Er richtet sich gegen ein Mitschwimmen mit dem Mainstream. Die öffentliche Meinung in unserer Gesellschaft zeigt diesen Mainstream in gleich mehreren Richtungen. Die einen betonen das „Konservative“, wollen bei den bisher vertrauten Regelungen bleiben. Die anderen betonen das „Liberale“, wollen eine fortschrittliche Entwicklung. Aber der Text fordert uns auf, genau zu prüfen, Standpunkte differenziert zu betrachten. Er wendet sich gegen zweierlei Entwicklungen in der öffentlichen Meinung, des Mainstreams:

  • weder dem Trend zum pauschalen und unreflektierten Konservatismus,
  • noch dem Trend zu einem scheinbar modernen und fortschrittlich wirkenden Liberalismus zu folgen.


Die gleichen Tendenzen beobachten 
und erleben wir in unserer und in vielen anderen Gemeinden. Die gemeindliche Entwicklung zeigt hier – so beobachte ich es – keinen Unterschied zur gesellschaftlichen.

Weitere Forderungen folgen diesen klaren Worten im Monatsvers dann wenige Verse weiter:
„Du sollst das Recht des Armen nicht beugen.“ (Vers 6)
„Einen Fremden sollst du nicht ausbeuten.“ (Vers 9)

In diesen Versen geht es um das Recht der Armen und Schwachen. Es scheint, dass es auch damals nicht populär und selbstverständlich war, sich für diese Menschen einzusetzen.

Welche Positionen nehmen wir ein, persönlich und als Gemeinde? Folgen wir auch hier schnell und unüberlegt einem allgemeinen Trend, weil dieser wortgewaltig vorgetragen wird, oder finden wir nach Diskussion und Prüfung einen eigenen Standpunkt?

Weitere Aspekte über Gottes Wirken und seinen Umgang mit Menschen finden wir im Monatsspruch für August:
„Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Psalm 147.3

Gott ist auf der Seite der Schwachen, die niemanden haben, der sich für sie einsetzt. Gerechtigkeit und Heilung – damit wendet sich Gott den einzelnen Menschen zu. Gott wird einseitig, indem er sich auf die Seite der Schwachen stellt. Die Aussagen der beiden Monatssprüche treffen genau an dieser Stelle zusammen. Wir merken, dass es nicht mehr einfach nur um die Frage nach der Gültigkeit von Geboten geht. Jesus selbst weist darauf hin, dass die Gebote für den Menschen da sind, und nicht umgekehrt. Es geht also um die Frage, was den Menschen hilft, heil zu werden und Gerechtigkeit zu erfahren.

Eine Frage zum Schluss: Welche Möglichkeiten bieten wir in unserer Gemeinde, dass Menschen heil werden und Gerechtigkeit erfahren?

Martin Wunderlich

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